ESSAY-BRIEF

Essay-Brief Mai 2015

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„Dein Zugang zur Intuition“

© Bernd Helge Fritsch

Der Mensch ist Bürger zweier Welten

Der Mensch ist Bürger zweier Welten. Eine davon kennt jeder zumindest dem Anschein nach recht gut. Es ist die Welt welche uns durch die fünf Sinne vermittelt wird. Diese Sinnes-Wahrnehmungen werden durch unser Denkorgan – so wie wir individuell konditioniert sind - weiter verarbeitet, analysiert, geordnet und bewertet. In diesem Essay-Brief bezeichne ich sie die „B-Welt“. In dieser Welt fühlt sich der Mensch vorzüglich „zu Hause“. Neben dieser Welt gibt es noch eine zweite, durch die Sinne nicht wahrnehmbare Welt, welche als transzendente oder geistige Welt bezeichnet wird. Nennen wir diese Welt die „A-Welt“.

Die „A-Welt“ ist den meisten Menschen unbekannt, obwohl sie mit ihr engstens verbunden sind. Denn aus ihr stammen alles Leben und auch unsere Fähigkeit zu denken, zu fühlen und zu wollen. Doch weil diese Welt durch die Sinne nicht wahrgenommen und durch das gewöhnliche Denken nicht erfasst werden kann, haben die meisten Menschen nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu dieser Dimension des Seins.

Unsere Intuition, die Verbindung zur geistigen Welt

Die „A-Welt“ offenbart sich dem Menschen vorzüglich über seine „Intuition“. Durch diese sind wir in der Lage Lebenssituation umfassend zu „begreifen“ und aus diesem Wissen die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen. Eine „Intuition“ zu haben bedeutet zu wissen, ohne zu wissen, warum wir wissen. Im Volksmund sagt man: Das „Bauchgefühl“ oder der „sechste Sinn“ vermittelt uns jenseits logischer Überlegungen eine tiefere Einsicht ins Sein und sagt uns wie wir uns optimal verhalten können.

Es gibt viele Erklärungen wie eine Intuition zustande kommt. Manche behaupten, dass sie aus dem „Unterbewusstsein“ hervor gehe. In diesem seien alle unsere Erfahrungen und sogar die, welche wir mit unseren Genen mitbekommen, gespeichert. Aus diesem Bewusstsein tauchen – unter bestimmten Voraussetzungen – Gefühle und Ideen auf, die uns den „richtigen“ Weg weisen. Wissenschaftler und Psychologen haben verschiedene Theorien darüber aufgestellt was das Unterbewusstsein ist, wo es sich befindet und wie es funktioniert.

Unser Gehirn produziert keine Gedanken

Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle Denk- und Erkenntnisprozesse vom Gehirn produziert und gespeichert werden. Sie meinen auch, dass sich das Unterbewusstsein im Gehirn befinde.

Bestätigt werden solche Konzepte beispielsweise durch Untersuchungen die zeigen, dass unsere linke Gehirnhälfte vorwiegend das analytische, logische und systematische Denken unterstützt. Hingegen ist offenbar in der rechten Gehirnhälfte das holistische, kreative, gefühlsorientierte, intuitive Denken beheimatet.

Es mag sein, dass die beiden Gehirnhälften unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Es ist jedoch unsinnig davon auszugehen, dass unser Gehirn selbstständig „denkt“. Ein geistiger Vorgang wie „Denken“ kann nicht aus einem Körper-Organ hervorgehen. Materie erzeugt nicht Geist, sondern es verhält sich umgekehrt: alle Erscheinungen sind Offenbarungen eines spirituellen Vorgangs. Man kann nicht ernsthaft sagen, dass zuerst die Erscheinungen da sind und dass diese aus sich eine geistige Bedeutung entwickeln. Der „Sinn“, das „Tao“, „Gott“, das „universelle Bewusstsein“ – oder wie immer man die geistige Welt („A-Welt“) benennen will – besteht zuerst und aus ihr ergeben sich alle Dinge und Ereignisse.

Jeder weiß, dass ein Fernsehgerät keine Filme „produziert“, sondern nur von einem Sender ausgehende Strahlen empfängt und diese in Bild und Ton „sichtbar“ macht. Ebenso bildet das Gehirn aus sich heraus keine Gedanken, sondern es dient nur als „Empfangsgerät“ damit Ideen, die aus dem Geist kommen, für unser Bewusstsein offenbar werden.

Allerdings gibt es sehr wohl „alte“ Gedanken, die immer wieder dieselben Neuronen- und Synapsen-Weg in unserem Gehirn durchlaufen. Wir können bei uns selbst und bei anderen solches totes, zwanghaftes Denkverhalten beobachten, welches dem abspielen einer Schallplatte gleicht, die immer wieder dasselbe Programm wiederholt.

Die erscheinende Welt ist nur ein Gleichnis

Weise Menschen, die einen bewussten Zugang zur „A-Welt“ haben, lehren uns, dass die B-Welt nur ein vergänglicher Abglanz, eine vorübergehende Offenbarung der A-Welt sei.

So spricht auch Goethe in seinem „Faust 2“:

„Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis…“

Alles was in der „B-Welt“ erscheint und passiert „symbolisiert“ die geistige Welt, die jenseits von Bildern und Worten existiert. Selbst alle Worte die wir verwenden, um uns in der „B-Welt“ leichter zurecht zu finden, sind nur Metaphern für den Geist der dahinter wirkt. So vermittelt beispielsweise der Begriff „Rose“ nur ein radikal eingeschränktes Bild von dem was dahinter lebt, wächst, blüht, duftet, sich vermehrt und so fort.

Es ist die A-Welt, welche alles Leben, das Schicksal und den Tod bestimmt. Wie jeder leicht feststellen kann, unterliegt die Welt der Erscheinungen einem ständigen Wandel. Alles was wir mit den Sinnen wahrnehmen können, inklusive der mit ihnen verbundenen Gedanken, Gefühle und Willensimpulse kommt und vergeht. Diese Welt hat daher nur eine vorübergehende, sehr flüchtige Wirklichkeit. Sie wird als „Illusion“ (Sanskrit: Maya) bezeichnet, weil sie nur einen bescheidenen von unserem dualen Verstand geprägten Abglanz der geistigen Welt offenbart. (Mehr zu den Themen „Maya“, „duales Denken“, „Schicksal“ und „Tod“ findest du in meinem neuen Buch „Die Essenz der Bhagavad-Gita.“)

Für das Erdenleben benötigen wir den Verstand und (!) die Intuition

Wie ein Vogel zwei Flügel benötigt um fliegen zu können, so benötigt der Mensch für sein Erdenleben sowohl den Verstand als auch die Intuition.

Vorteile des Verstandes

Der Verstand lebt von der Sprache. Gewöhnlich nützen wir Worte um Dinge zu benennen und Sachverhalte zu beschreiben. Wir benötigen den Verstand um unsere alltäglichen Aufgaben rasch zu erledigen und um uns mit anderen Menschen zu verständigen. Doch der Verstand bleibt immer an der Oberfläche der Wirklichkeit. Wenn ich zu meinem Partner sage: „Heute kommt Franz zu Besuch!“ So verwende ich, weil es praktisch ist, zur Beschreibung wer zu Besuch kommt, einfach nur das Symbol „Franz“. Tatsächlich existiert hinter diesem Symbol eine komplexe Person, bestehend aus Körper, Seele und Geist mit all ihren Facetten. Selbst wenn man unzählige Worte verwendet um eine Person zu beschreiben, sind diese nicht geeignet ihr ganzes Wesen zu erfassen.

Ein Leben ohne Intuition bedeutet Angst

Der Verstand benützt in der Regel Worte und Sätze, die auf Begriffen und Denkmustern aus der Vergangenheit beruhen. Der Verstand analysiert auf diese Weise Dinge, Lebewesen und Ereignisse. Er „zerlegt“ sie in Begriffe, was, wie oben beschrieben, sehr praktisch und nützlich sein kann. Doch er kann so das „Ganze“ nicht erfassen. Er verwendet alte, tote Begriffe um das stets neue Leben zu beschreiben. Der Verstand dringt nicht vor zum „Wirklichen“, zu dem was hinter der äußeren Erscheinung „wirkt“. Auf diese Weise zerstört er die Tiefe, Lebendigkeit, Schönheit und Liebe allen Lebens.

Unser gewöhnliches Denken ist aus diesem Grunde nur beschränkt fähig gute Entscheidungen zu treffen. Zudem kann er nicht in die Zukunft schauen. Er kann wohl schlussfolgern was kommen könnte, doch er ist nicht in der Lage zu erkennen, welche der „hunderttausend“ Möglichkeiten, welche theoretisch die Zukunft in sich birgt, tatsächlich eintreten werden.

Dies hat zur Folge, dass Menschen, die nur ihrem Verstand vertrauen, sich gerne um die Zukunft Sorgen machen und im Grunde ihrer Seele sehr verunsichert sind. Menschenkenntnis und Empathie zählt nicht zu ihren Stärken. Sie werden oft von Zweifeln geplagt und haben Schwierigkeiten sich zu entscheiden. Weil sie das „Ganze“ nicht sehen, treffen sie häufig eine „unglückliche“ Wahl und bereuen diese sodann.

Oft klammern sich solche Menschen an das Gewohnte und scheuen Veränderungen. Aus Unsicherheit und mangelnder Einsicht in das Wesentliche kleben sie gerne an moralischen, gesetzlichen und sonstigen Vorschriften. Sie neigen zu Pedanterie und zeigen oft ein übersteigertes Ordnungs- und Sauberkeits-Bedürfnis. Es ist ihnen besonders wichtig einer Gruppe oder Religionsgemeinschaft anzugehören, weil ihnen dies ein Gefühl von Orientierung und Sicherheit vermittelt.

Vorteile der Intuition

Durch die Intuition sind wir mit der Ganzheit, Vollkommenheit, Weisheit und Liebe der geistigen Welt verbunden. Durch unsere Intuition haben wir Zugang zu unserer wahren Wesenheit, zu unserem „Selbst“.

Mit unserer Intuition wird es uns ermöglicht die „B-Welt“ mit ihren Erscheinungen besser zu durchschauen, den Sinn unseres Erdenlebens zu erkennen und auf die Herausforderungen des Lebens optimal zu reagieren.

Mit Hilfe der Intuition können wir die Menschen, ihre Absichten, ihre Bedürfnisse und ihren Charakter besser erkennen. Wir sind besser in der Lage mit andern zu kommunizieren, auf sie einzugehen und sie selbstlos zu lieben. Ebenso erfassen wir klarer unsere eigenen Bedürfnisse, Talente und unsere Berufung.

Verbunden mit unserer Intuition sind wir in der Lage gewissermaßen in die Zukunft zu „schauen“ und optimale Entscheidungen zu treffen. Intuition öffnet den Zugang zu Phantasie, Kreativität, Schaffens- und Lebens-Freude.

Wie wir unsere Intuition kultivieren können; welches Verhalten den Zugang zur Intuition erschwert; wie wir „richtige“ und „irreführende Bauchgefühle“ unterscheiden können; wie wir eine bewusste Verbindung zur „A-Welt“ erlangen… werde ich im nächsten Essay-Brief erörtern.

 

Herzliche Grüße

Bernd

 

Alle bisherigen Essay-Briefe findest du auf unserer Homepage www.berndhelgefritsch.com